Die Zukunft der Alpakazucht oder eine der wenigen wissenschaftlichen Zuchtmethoden für Alpakas, entwickelt von Dr. Jim Watts (Australien)
Wenn man Alpakas von Qualität züchten will, reicht es nicht, mit DNA verifizierte Stammbäume zu erstellen für Alpakas, welche man in ein Online-Register zusammenfasst. Es reicht nicht, ein Herdbuchsystem zu entwickeln, bei dem weder die Parameter für die Punktevergabe wissenschaftlich hinterlegt sind noch die Erfordernisse der Textilindustrie in ausreichendem Maße berücksichtigt sind.
Wenn man Alpakas von Qualität züchten will, muss man einerseits Verständnis entwickeln für den Aufbau der Follikel Verständnis über die groben Zusammenhänge der Genetik und man muss vor allem wissen, welche Parameter in der Zucht wichtig sind und wie man Zuchtfortschritte relativ schnell erreichen kann. All das kann man mit der SRS Methode erzielen.
Dr. Jim Watts aus Australien, den wir in 2009 anlässlich unseres 10jährigen Betriebsjubiläums zu uns ins Schloss Wiederoda einluden, hat mit der als SRS Zuchtmethodik bekannt gewordenen Zuchtmethode ein erfolgreiches Zuchtsystem entwickelt, das für alle Fasertiere Anwendung findet, seien es Cashmere Ziegen, Merinoschafe oder Alpakas. Die SRS Methode ist mittlerweile bei Merinoschafen seit ca. 20 Jahren in Australien mit großem Erfolg angewandt worden: Mit dieser Zuchtmethode haben es australische Merinoschaf-Züchter, welche die SRS Zuchtmethode konsequent angewandt haben, geschafft, den Durchmesser der Primärfollikel (ehemals Grannenhaare) genauso fein zu züchten wie die Unterhaare (Sekundärfollikel) !
Das ist auch unser Ziel als Alpakazüchter! Bei den meisten heutigen Alpakas ist der Durchschnitt der Primärfollikel mindestens 10 bis 12 Mikron größer als der Durchschnitt der Sekundärhaare. Genetisch sind die Primärhaare und die Unterhaare laut Dr. Watts jedoch nicht miteinander gekoppelt, sodass es theoretisch möglich ist, die Primärhaare feiner zu züchten als die Sekundärhaare. Das gesteckte Ziel ist hoch, aber nicht unerreichbar. Ein homogenes Vlies in wunderschönen Farben zu züchten ist unser Ziel, bei einer hohen Dichte, einem hohem Glanz, sehr gutem Handle (Weichheit der Faser) und einem langen Staple (Faserlänge), d.h. insgesamt einem vergleichsweise hohen Faser-Ertrag. Das Ziel ist es, Alpakafaser zu züchten, welche keine Grannenhaare mehr aufweist. Das hat für die verarbeitende Industrie den grossen Vorteil, dass man diese Faser nicht mehr enthaaren muss. Ein relativ teurer Arbeitsschritt, der übrigens bei der Verarbeitung von Cashmere erforderlich ist, würde entfallen. Also weniger Abfall einerseits und bessere Eigenschaften für die Textilindustrie und bessere Trageeigenschaften der Endprodukte andererseits. Ein Vorteil der nach SRS Kriterien selektierten Tiere ist auch: Sie behalten länger ihre Feinheit und lassen im Alter auch nicht so im Faserertrag nach wie „herkömmliche" Alpakas.
Das SRS Zuchtsystem hilft, die Schlüsseltiere, die man für die Erreichung dieser ehrgeizigen Ziele benötigt, zu erkennen. Ich konnte mich im Januar 2010 selber auf einer Reise nach Australien davon überzeugen, wie schnell die SRS Züchter dort in relativ kurzer Zeit bereits sehr weit mit den Zuchtfortschritten gekommen sind. Mit Sicherheit werden wir auch in Europa über kurz oder lang auch den Prinzipien dieser Zuchtmethode folgen. Für jeden Alpakazüchter lohnt es sich, etwas über diese wesentlichen wissenschaftlich verifizierten Zusammenhänge zu erfahren. So lernt man z.B. zu verstehen, dass alle, die Alpakas mit feinen Crimpwellen züchten, keine wirklich dichten Alpakas züchten und vor allem Alpakas züchten, deren Faserertrag im Vergleich zu Alpakas mit „deep bold Crimp" weit geringer ist... man lernt verstehen, wie dichte Alpakas aussehen und erfasst schnell wesentliche Zusammenhänge bei der Zucht von Alpakas...
Dr. Jim Watts entnimmt eine Hautbiopsie: Dies ist die einzige objektive, also wissenschaftliche Möglichkeit, die Dichte der Alpakas exakt zu ermitteln: Hautstanzung bei einem Alpaka. Hierbei wird auch deutlich, wie die Primärhaare und wie die Unterhaare beschaffen sind und wie sie im Verhältnis zueinander stehen.