Die ersten kommerziellen Importe von Alpakas nach Europa und USA liegen jetzt mehr als 30 Jahre her. In USA gibt es gegenwärtig über 5.000 Züchter mit insgesamt ca. 150.000 Alpakas, in Australien sind es mittlerweile ca. 150.000 bis 200.000 Alpakas, Tendenz steigend. Als Vergleich: Den Bestand in Europa mit England (ca. 25.000) schätze ich auf mittlerweile mehr als 50.000 Alpakas, ebenfalls Tendenz steigend!
Vor 1984 gab es Alpakas in Europa nur in Zoos. Obwohl es immer wieder Versuche von Europäern und auch Australiern gegeben hat, Alpakas zu Zuchtzwecken aus Südamerika zu importieren, ist das bis auf den Engländer Sir Titus Salt, der um 1850 Alpakas nach England importierte, vor 1984 niemandem gelungen. Dies war unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Völker Südamerikas, die das Alpaka besaßen, es als Schatz bzw. als Geschenk des Sonnengottes Inti an sie auffassten und nicht einsahen, warum andere Völker diese edlen Tiere züchten sollten.
Erst seit 1984 besteht die Möglichkeit, aus Chile und seit 1991 aus Peru Alpakas nach Europa zu importieren. Jedoch ist es auch heute nicht einfach, Huacaya und vor allem Suri-Alpakas zu importieren. Die EU-Länder und die Ursprungsländer wie Chile oder Peru sowie Bolivien haben Restriktionen und Quarantänevorschriften, die zu berücksichtigen sind und natürlich ist ein Import auch sehr kapital- und zeitaufwendig. Direkt-Importe von Peru nach Europa waren aus sanitären Gründen bis 2005 nur via der Schweiz möglich, jedoch ist diese Möglichkeit zur Zeit auch nicht mehr gegeben, weil die EU die Schweiz gezwungen hat, sich an ihre Vorschriften anzupassen, keine Tiere aus Bolivien oder Peru nach Europa einzuführen (dies hat sanitäre Gründe).
Es gibt auch immer wieder Importe aus Canada, Australien oder Neuseeland in die EU, jedoch ist dies ökonomisch oft nicht sinnvoll (außer für Spitzentiere wie Deckhengste oder wenige ausgewählte Stuten), da die Märkte in diesen Ländern weiter fortgeschritten sind und die Preise für gute Zuchttiere dort in der Regel weit höher liegen als die Preise, die für die gleiche Qualität z.B. in Deutschland erzielt werden können. So ist es auffällig, dass in Mitteleuropa (außer UK) kaum jemand bereit ist, für die besten Deckhengste ein vielfaches vom Preis einer guten Stute "hinzulegen", obwohl eigentlich klar sein müsste, dass nur sehr wenige ausgewählte Deckhengste wirklich große Fortschritte in der Zucht bringen können und diese Tiere dementsprechend rar und wertvoll sind. Dagegen werden in Australien oder USA die besten Hengste auf Auktionen für 50.000 Euro aufwärts ersteigert.
Obwohl wir Europäer zeitgleich mit Alpakas angefangen haben, existiert in USA, Canada und Australien schon länger ein professioneller Markt für Alpakas - in Europa zieht der Markt aber zur Zeit unheimlich an und wird auch zunehmend professioneller, das Angebot verbreitert sich, das Wissen der Züchter wächst zunehmend, es gibt bessere und mehr lokale Veranstaltungen und Wettbewerbe und auch bei der Verarbeitung der Alpakafaser zum Endprodukt tut sich einiges, auch wenn gerade in diesem Bereich sich noch viel tun muss, damit jeder Züchter hochwertige Endprodukte aus seiner Faser herstellen lassen kann, die er bzw. sie dann vermarkten kann.
Europa ist stark im Kommen. Der europäische Markt ist ein phantastischer Zukunftsmarkt, in vielen Ländern wie den skandinavischen Ländern oder den osteuropäischen Ländern hat sich erst in den letzten Jahren ein Markt entwickelt, z.B. ist der erste Direkt-Import von Alpakas nach Finnland erst im Jahre 2004 möglich geworden, ebenso der erste Direktimport nach Norwegen.
Immer mehr Menschen sind absolut überzeugt von dem europäischen Alpaka-Markt und investieren in diese edlen Tiere. In fast allen europäischen Ländern fangen jedes Jahr neue Alpakazüchter an. Einerseits begeistern die Tiere, andererseits sind viele davon angetan, dass man etwas mit ihnen erwirtschaften kann, ohne dass die Tiere geschlachtet werden.
Aufgrund der langen Tragzeiten (11 - 11,5 Monate) sowie der relativ schwierigen und kostenintensiven Importe von Alpakas können die Alpakapopulationen in Europa nur relativ langsam anwachsen. Das hat zur Folge, dass der Marktwert für gute Tiere für viele Jahre bestehen bleibt und eine "Boom und Bust"-Entwicklung des Marktes sehr unwahrscheinlich ist.
Die Marktentwicklung in anderen Ländern hat gezeigt, dass es bei Alpakas bei steigender Qualität der Tiere eine sehr kontinuierliche und stabile Aufwärtsentwicklung der Durchschnittspreise gibt. Durch die kontinuierliche Verbesserung der Zuchttiere, dies ist auch in Europa zu erkennen, muss von einem leichten Anstieg des Marktpreises für hochwertige Zuchttiere ausgegangen werden. Selbst ältere Stuten, die gut vererben und gute Mütter sind, können auch noch für einen guten Preis verkauft werden. Man kann schon lange beobachten, daß die meisten Züchter an ihren Spitzentiere festhalten. Das ist ja natürlich auch verständlich. Wenn Spitzentiere verkauft werden, dann meist auch zu überdurchschnittlichen Preisen.
Sei es Finnland, Schweden, Norwegen, die Benelux-Länder, Österreich, Italien, die Schweiz, Frankreich, Deutschland oder Spanien oder das Vereinigte Königreich, oder Polen und die baltischen Staaten - die Zahl der Alpakazüchter in diesen Ländern wächst stetig. Immer mehr Menschen sehen in Alpakas die Möglichkeit, auf dem Lande zu leben und Werte zu schaffen, indem man in Alpakas investiert. Gleichzeitig bauen immer mehr Zuchtbetriebe ihre Veredlung der Wollfaser zu hochwertigen Endprodukten aus.